Hilfsnavigation

Volltextsuche

Sprache

05.07.2023

Zweite Kommunale Gesundheitskonferenz

Intensive Diskussion zur geplanten Neuausrichtung des Elbe-Elster Klinikums
Landrat Christian Jaschinski und Teilnehmer der zweiten Gesundheitskonferenz.

Landrat Christian Jaschinski und Teilnehmer der zweiten Gesundheitskonferenz.
© Pressestelle Kreisverwaltung/Tilo Wanka

Aktuelle Informationen zur Lage des Klinikums zeigen notwendigen Handlungsbedarf für eine Neuausrichtung der gesundheitlichen Versorgung im Landkreis auf. Die Kassenärztliche Vereinigung Brandenburg (KVBB) bietet partnerschaftliche Zusammenarbeit an, um neue Wege der ambulant-stationären Verzahnung zu gehen. Die Bürgermeister der Klinikstandorte äußern berechtigte Sorgen und wünschen sich weitere Informationen zu Hintergründen. Hierzu wird es seitens des Landkreises kurzfristig entsprechende Angebote an die Bürgermeister zur Einbindung in den Prozess geben. Am kommenden Montag folgt eine Sonderkreistagssitzung, in der die Mitglieder umfassend informiert werden und die Diskussion fortgesetzt wird.

Die zweite Kommunale Gesundheitskonferenz war bis auf den letzten Platz besetzt. Sie stand ganz im Zeichen der Diskussion zur geplanten Neuausrichtung des Elbe-Elster Klinikums. Rund vier Stunden dauerte die intensive Debatte am gestrigen Dienstagabend in der Kreisverwaltung in Herzberg mit rund 30 Vertreterinnen und Vertreter aus regionaler Politik, Bürgermeister, Kassenärztlicher Vereinigung Brandenburg sowie Rettungsdienst. Aus dem Elbe-Elster Klinikum beteiligten sich der Klinik-Geschäftsführer sowie der Ärztliche Direktor an der Diskussion. Vertreter des Betriebsrates waren in ihrer Funktion als Aufsichtsräte dabei. Die Teilnehmer wurden informiert über aktuelle Entwicklungen, Zahlen und Fakten aus dem Finanzbericht des Klinikums für das 1. Halbjahr, die gesundheitspolitischen Rahmenbedingungen, die konkreten Auswirkungen des Fachkräftemangels im Klinikum sowie zu den zu erwartenden Auswirkungen der geplanten Klinik-Reform.
Zur Diskussion war auch Jan Hacker eingeladen, ein vom Klinikum Elbe-Elster GmbH beauftragter Gutachter und renommierter Krankenhausexperte. Er machte deutlich, dass die Mehrheit der deutschlandweit rund 1.900 Krankenhäuser mit ähnlichen, oft noch stärkeren, strukturellen Problemen kämpfen, wie aktuell das Elbe-Elster Klinikum und erläuterte die verschiedenen Lösungswege sowie Handlungserfordernisse für eine Neuausrichtung.

Die Diskussionspunkte im Detail:

Große Herausforderungen erfordern Neuausrichtung und rasches Handeln

Wie derzeit in allen Kliniken landauf landab machen die großen Herausforderungen auch nicht von den Türen des Elbe-Elster Klinikums halt. Die Gründe sind komplex: Einerseits fehlt Personal in Folge des Fachkräftemangels, wie z.B. aktuell 19 Vollzeitkräfte bei den Ärzten. Dies führt zu Engpässen.
Andererseits gibt es hohe wirtschaftliche Belastungen. Die Kosten sind im 1. Halbjahr dieses Jahr durch hohe Energiepreise und Inflation im zweistelligen Prozentbereich angestiegen. Auch der allgemeine Trend zu mehr ambulanter Medizin und dementsprechend weniger stationären Aufenthalten belastet die wirtschaftliche Situation des Klinikums. Aktuell ist nur jedes zweite Bett im Elbe-Elster Klinikum belegt. Das Vorhalten von leerstehenden Betten ist teuer, eingeplante Erlöse fehlen und knappes Personal wird gebunden.
Im Ergebnis ist für dieses Jahr im Elbe-Elster Klinikum ein Defizit von bis zu 9 Mio. Euro zu erwarten. Noch kann dieses aus den guten Ergebnissen der Vorjahre finanziert werden. Wird nicht gegengesteuert, sind für die Folgejahre weitere Verluste zu erwarten, die die Existenz des gesamten Klinikums gefährden können.
Zudem lassen die laufenden Diskussionen um die Krankenhausreform auf Bundesebene befürchten, dass bei gleichbleibender Struktur in den drei Krankenhaustandorten mittelfristig nur eine absolute medizinische Grundversorgung möglich sein wird.

Gesundheitsministerium Brandenburg begrüßt Neuausrichtung ausdrücklich

Es zeigt sich, dass die Patienten nach Corona nicht im gleichen Maße zurückkommen. Immer mehr Behandlungen erfolgen ambulant. Diesem bundesweiten Trend muss sich auch das Klinikum des Landkreises Elbe-Elster dauerhaft stellen. In der bisherigen Struktur und Größe werden die drei Krankenhausstandorte auf Dauer nicht bestehen bleiben können.
Diskussionsgegenstand der Gesundheitskonferenz war, wie das Klinikum zukünftig strukturiert werden kann, um dauerhaft, auch im Verbund mit der ambulanten Versorgung und dem Rettungsdienst eine leistungsfähige Gesundheitsstruktur in der gesamten Fläche des Landkreises zu gewährleisten.
Als Ansatz hierfür wurde durch den vom Klinikum Elbe-Elster beauftragten Gutachter Jan Hacker ein 3+1-Konzept vorgestellt. Dieses sieht den Neubau eines Krankenhauses an zentraler Stelle des Landkreises vor, in welchem über eine reine Grundversorgung hinaus auch komplexe medizinische Fälle wie Herzinfarkte und Schlaganfälle auf hohem medizinischem Niveau behandelt werden können. Ein solches Klinikum hätte eine große Strahlkraft auf die Patientengewinnung und wäre ein attraktiver Arbeitgeber. Letztlich würde auch die Notfallversorgung im Flächenlandkreis Elbe-Elster profitieren.

Die drei bisherigen Standorte würden in diesem Konzept in Form von ambulant-stationären Gesundheitszentren die medizinische Versorgung abrunden. Im Zusammenspiel des zentralen Krankenhauses und dieser drei Gesundheitszentren würden moderne Strukturen mit neuen Fachbereichen entstehen. Im Ergebnis soll dies zu einer besseren medizinischen Versorgung in einer gegenüber heute höheren Qualität führen. Aus Sicht des Gutachters stellt dies die die einzige Lösung dar, die sowohl die Versorgungsqualität im Landkreis spürbar verbessert als auch eine wirtschaftlich stabile Struktur erlaubt. In ersten Gesprächen hat das Gesundheitsministerium Brandenburg deutlich gemacht, dass es eine solche Neuausrichtung des Elbe-Elster Klinikums für wichtig hält und ausdrücklich begrüßen würde.
Der Gutachter Jan Hacker hat den Teilnehmern aber auch deutlich gemacht, dass der Weg zu diesem Ziel lang und nicht einfach ist. Realistisch kann von einer Verwirklichung etwa 2029/2030 ausgegangen werden. Es wird nicht möglich sein, bis zu diesem Zeitpunkt, die drei Krankenhausstandorte in der bisherigen Form ohne Anpassungen unverändert weiter zu führen. Die hohen Belastungen durch fehlendes Fachpersonal und die laufenden finanziellen Belastungen zeigen, dass eine Konzentration auf zwei Klinik-Standorte nicht auszuschließen ist. Vor diesem Hintergrund wird derzeit überlegt, das Krankenhaus Finsterwalde schon bald zu einem Zentrum für ambulante Operationen zu entwickeln.

Bedenken ernst nehmen

Naturgemäß äußerten die Bürgermeister der Städte Finsterwalde, Herzberg und Elsterwerda auch ihre Sorgen zu dem avisierten Konzept, welches deutliche Veränderungen für die Klinikstandorte ihrer Gemeinden bedeutet. Sie sahen weiteren Diskussionsbedarf gerade auch in Hinblick auf die Auswirkungen des Konzeptes auf die ambulante Versorgung und forderten, auf dem Weg deutlich stärker, als dies bislang der Fall war, mitgenommen zu werden, was Landrat Christian Jaschinski auch zusagte.
Deutlich wurde in der Diskussion auch, dass das Konzept neue Wege der ambulant-stationären Versorgung erfordert. Die anwesenden Vertreter der Kassenärztliche Vereinigung Brandenburg boten hierfür eine partnerschaftliche Zusammenarbeit an. Landrat Christian Jaschinski und der Erste Beigeordnete Roland Neumann versprachen, die Problematik auch in den örtlichen Gesprächskreisen mit der Ärzteschaft intensiv zu diskutieren.
Nach der Sommerpause ist auch eine Bürgerbeteiligung geplant, an deren genauer Gestaltung aber noch gearbeitet wird.

Kontakt


Herr Torsten Hoffgaard

Pressestelle
Pressereferent
Ludwig-Jahn-Straße 2
04916 Herzberg (Elster)
Telefon: 03535 46-1201
Fax: 03535 46-1239
E-Mail: pressestelle@lkee.de oder Kontaktformular
Ins Adressbuch exportieren
© 2024, Landkreis Elbe-Elster