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08.10.2016

13. Bildungskonferenz des Landkreises Elbe-Elster zum Thema „Integration miteinander gestalten“

Prof. Dr. Rita Süssmuth widerspricht dem Bild der Gesellschaft: Mit den Migranten kommen Analphabeten ohne Potentiale

Im Pausengespräch Prof. Dr. Rita Süssmuth und Landrat Christian Heinrich-Jaschinski

Im Pausengespräch Prof. Dr. Rita Süssmuth und Landrat Christian Heinrich-Jaschinski

Die Bildungskonferenz im November 2015 fand zum Thema „Beteiligungskultur: Vom Nebeneinander zum Miteinander“ statt. Diese Zeit war bestimmt von der Unterbringung und Erstversorgung der neuzugewanderten Flüchtlinge aus Kriegs- und Krisengebieten. Daran anknüpfend stand die diesjährige Konferenz im Refektorium der Stadt Doberlug-Kirchhain unter dem Titel: „Integration miteinander gestalten“. Am 6. Oktober ging es um die Etablierung einer Anerkennungs- und Willkommenskultur als ein Baustein zur Steigerung der Attraktivität unserer Region. Die vielen ehrenamtlichen Helfer/-innen und Initiativen im Landkreis haben daran bereits einen wesentlichen Anteil. Integration und Bildung ist eine Zukunftsaufgabe. Eine interkulturelle Öffnung und Orientierung aller Institutionen im Landkreis bedeutet, Angebote und Dienstleistungen für alle hier lebenden Einwohner/-innen zu ermöglichen. Ein chancengleicher Zugang zu Bildungs- und Ausbildungseinrichtungen beschleunigt die Integration. Es gibt kein wirksameres Mittel als an diesen Aufgaben zusammenzuarbeiten. „Unser Ziel ist es, den Integrationsprozess unter Beteiligung aller Akteure gemeinsam zu gestalten. Integration und Bildung ist eine, wenn nicht sogar die zentrale Zukunftsaufgabe. Sie entscheidet sich vor Ort, tagtäglich, in den Kommunen“, sagte Landrat Christian Heinrich-Jaschinski bei der Eröffnung.

Bereits 2013 hat der Landkreis mit dem Leitbild Bildung Ziele definiert und den Rahmen für die Gestaltung der Bildungslandschaft vorgegeben. Integration der Neuzugewanderten setzt auf den Grundsatz der Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit. Knapp 1.300 Asylbewerber und Flüchtlinge wurden 2015 im Landkreis Elbe-Elster aufgenommen. Das entspricht einem Anteil von 1,24 Prozent der Bevölkerung bei uns. Die in dieser Phase notwendige Unterbringung und Erstversorgung der Flüchtlinge wird im Landkreis durch die für diese Aufgabe neu geschaffene Stabsstelle für Steuerungs- und Asylangelegenheiten organisiert. In der nun nachfolgenden Phase der Integration und Bildung als Voraussetzung zur gesellschaftlichen Teilhabe geht es darum, die Neuzugewanderten beim Einstieg in Kindertagesbetreuung, Schule und Beruf sowie bei der allgemeinen Weiterbildung zu unterstützen. Grundlagen für eine gelingende Integration sind dabei: Akzeptanz, Vorurteile abzubauen und Vertrauen aufzubauen. Menschen begegnen sich, kommunizieren miteinander, verstehen und lernen voneinander. Doch Integration ist ein wechselseitiger Prozess. Dafür braucht es Zeit und eine enge Zusammenarbeit aller Akteure. Dafür, dass das in Elbe-Elster bisher reibungslos funktionierte, bedankte sich im Auftrag der Landesregierung Dr. Thomas Drescher, Staatssekretär im Bildungsministerium. Dank vieler engagierter Lehrer sei es möglich, dass bereits kleinere Kinder die deutsche Sprache erlernen, was letztlich bereits in der Kita beginnt, sich natürlich in der Schule und Ausbildung fortsetzt, so dass die Integration auf dem Arbeitsmarkt ermöglicht wird. Eine „riesen Hausnummer“, die wohl Daueraufgabe bleibt und jeden Pädagogen täglich vor neue Herausforderungen stellt, denn die neuzugewanderten Flüchtlingsfamilien müssen oftmals traumatische Erlebnisse verarbeiten, sie haben ihre Existenzen verloren und stehen nun vor einer neuen Kultur und einer neuen fremden Sprache die sie lernen müssen.

Die Konferenzteilnehmer diskutierten nach den Vorträgen mit Blick auf die Integration über Spracherwerb, Schule/Hort, Ausbildung und Vereinsarbeit

Die Konferenzteilnehmer diskutierten nach den Vorträgen mit Blick auf die Integration über Spracherwerb, Schule/Hort, Ausbildung und Vereinsarbeit

Bis Ende Mai dieses Jahres waren 241 Flüchtlingskinder in der Schulpflicht, davon 139 in der Primarstufe, 73 in der Sekundarstufe I und 29 in der Sekundarstufe II bzw. dem Oberstufenzentrum. In Elbe-Elster gibt es viele Beispiele zur Integration durch Bildung. Diese haben sich mit und durch diese Strukturen entwickelt: Sprachkurse der Kreisvolkshochschule, die Förderung von Integrationsprojekten und Flüchtlingsinitiativen bspw. die Initiative „Refugees Welcome Finsterwalde“, der Arbeitskreis mit dem Verein „Herzberg hilft - für Menschlichkeit vor Ort“ und „Menschen für Menschen“ in Doberlug Kirchhain, das „Interkulturelle Begegnungszentrum WELT in Elbe-Elster“ oder das Projekt für Neuzugewanderte durch das Bundesprogramm „Demokratie leben“. Dazu kommt die Kooperation mit dem Migrationsfachdienst und allen Migrationsberatungsstellen. Für Jürgen Riecke, Vorsitzender des Vorstandes der Sparkasse Elbe-Elster steht fest, Integration ist eine Einstellungssache. Privat wie als Unternehmer muss überlegt werden was ist zu tun. Keine Unmöglichkeiten, sondern das Machbare muss umgesetzt werden. Auch die Sparkasse beschäftigt, angefangen mit der Ausbildung, Ausländer der verschiedensten Nationen und hat noch nie Beschwerden entgegen nehmen müssen. Jürgen Riecke gehöre nicht zu den Unternehmern die zusehen wie die Belegschaft langsam vergreist, aber in Dresden dafür demonstriert, die Politik müsse etwas gegen Ausländer tun, die Arbeitsplätze wegnehmen. Die Sparkasse habe erkannt, dass Nachwuchsgewinnung auch in Zukunft nicht nur durch die eigene Bevölkerung gedeckt werden kann. Auch Prof. Dr. Rita Süssmuth, Bundestagspräsidentin a. D. lobte in ihrem Thema „Integration und Zuwanderung in Deutschland“ das Engagement im Landkreis. „Beim Miteinander gestalten sei die hiesige Region bereits viel länger unterwegs. Hier gibt es keinen Nachholebedarf,“ sagte sie zu den Teilnehmern der Konferenz. „2015 habe man gelernt, es komme auf die Basis an, Integration wird vor Ort geleistet. Die Politik schaffe nur die gesetzlichen Rahmenbedingungen.“

Prof. Dr. Rita Süssmuth bei ihren Ausführungen zum Thema Integration in Deutschland

Prof. Dr. Rita Süssmuth bei ihren Ausführungen zum Thema Integration in Deutschland

Sie ermahnte aber auch, Migranten haben wir schon lange im Land, wir können von den Ankommenden lernen. Deshalb brauche man neue Ansätze in der Bildung zwischen Theorie und praktischen Weitergeben. Denn: „Wir kommen nicht begabt auf die Welt, die Gesellschaft muss unsere individuelle Begabung fördern. Die meisten jungen Migranten wissen, wir müssen uns einbringen, müssen die deutsche Sprache lernen, sonst fallen wir durch das sozial-ökonomische Netzt. Viele wollen arbeiten, ihr Leben meistern und sind damit nicht nur in der Wirtschaft auch Motor für uns alle.“ Mit auf den Weg gab sie den Konferenzteilnehmern: „Sorgen sie also dafür, das viele Migranten den Landkreis Elbe-Elster attraktiv finden und hier bleiben.“

 

 

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