„Komm hilf mir mal die Rolle drehn“
Das Sänger- und Kaufmannsmuseum Finsterwalde öffnet seine diesjährige Sommerausstellung am 21. Mai um 17 Uhr mit fröhlichen Klängen der Erbschleicher. Nach langer und unfreiwilliger Pause steht das Vokalensemble endlich wieder auf der Museumsbühne und führt mit dem Lied „Komm hilf mir mal die Rolle drehn“ direkt in die neue Ausstellung. Die Berlinerin Gisela Meyer zeigt von diesem Tag an die schönsten Stücke aus ihrer Sammlung von Rolltüchern. Die Tücher wurden beim Rollen und zum Schutz der Wäsche genutzt und zeigen eine Vielfalt von Mustern und Motiven. Beispiele aus der Zeit des Historismus bis hin zum Bauhaus illustrieren, wie sich der Geschmack der Zeit verändert hat. Kastenrollen, Wäschemangeln mit festen Rollen, historische Bügeleisen und vieles andere, was die Hausfrau zum Glätten der Wäsche benötigte, erinnern daran, dass Hausarbeit einst schwere Handarbeit war. Konzert und Ausstellungseröffnung sind öffentlich, der Eintritt ist frei; Reservierungen sind unter Tel. 03531-30783 oder Mail museum-finsterwalde@lkee.de möglich.
Zur neuen Ausstellung
Soll heute die Wäsche von Falten befreit werden, kommt das Bügeleisen zum Einsatz. Fast verschwunden sind die Kaltmangeln, zu denen die Hausfrau ihre frisch gewaschene, gelegte und in ein Rolltuch gewickelte Wäsche trug. Auch in Mangeln, oft wahre Monstren aus Holz, war das lange, schmale Tuch unentbehrlich, denn mit seiner Hilfe wurde die Wäsche um die Walze gewickelt, fixiert und vor Schmutz geschützt. Anfang des 19. Jahrhunderts wurden große Rollen mit Handkurbeln und Schwungrad üblich. Da sich kleine Haushalte diese Ungetüme nicht leisten konnten, mietete man sie bei Bedarf für jeweils eine Stunde. Fast jedes Seifengeschäft verdiente daran, dass es in einem Nebenraum eine Mangel bereithielt. Mit zunehmendem Wohlstand wurde das farbige und dekorative Rolltuch zum neuen Statussymbol. Die bislang einfarbigen Tücher trugen jetzt aufwändige Motive im Stil der Zeit. In den 70er-Jahren begann mit der bügelfreien Wäsche das große „Rollensterben“, mit dem dann auch die Rolltücher aus den Haushalten nach und nach verschwanden.
Die Sonderausstellung „Komm hilf mir mal die Rolle drehn“ zeigt Rolltücher aus der Privatsammlung der Berlinerin Gisela Meyer und präseniert Mangeltechnik im Original und Modell. Ein Mitmachprogramm für kleine und große Museumsbesucher macht die große Wäsche der Vorfahren greifbar und zeigt, welche historischen Hausmittel und Helfer aus der Natur auch in der Waschküche zum Einsatz kamen.