Kulturjahreseröffnung und Verleihung der Kulturpreise des Landkreises Elbe-Elster für 2016
Acht Plaketten für Menschen, die sich mit Engagement für eine lebendige Kultur einsetzen
Gruppenbild mit den Kulturpreisträgern des Landkreises Elbe-Elster für 2016
Zum mittlerweile 19. Mal wurden am 17. Februar 2017 die Kulturpreise des Landkreises Elbe-Elster vergeben. So ging es im Festsaal auf Gut Saathain um die Ehrung engagierter Bürger des Landkreises, die auch im Jahr 2016 kulturell Herausragendes leisteten. Darüber hinaus wurden im Anschluss die Bewilligungsbescheide an kulturelle Akteure ausgegeben und mit dieser finanziellen Unterstützung das EE-Kulturjahr 2017 eröffnet. Nach dem musikalischen Auftakt durch Samuel Hesse aus Dreska am Flügel, wurden im feierlichen Rahmen die Kulturpreise in den Kategorien Heimatgeschichte, Denkmalpflege, Heimatpflege, Kunst sowie ein Sonderpreis vergeben. Die Laudatoren ehrten Menschen, die sich mit großem Engagement für eine lebendige Kultur in ihrem Fachgebiet einsetzen. Landrat Christian Heinrich-Jaschinski: „Wir wollen darüber hinaus das Kulturjahr Elbe-Elster 2017 eröffnen. Und das heißt auch: Wir reichen heute rund 50 Bewilligungsbescheide an kulturelle Akteure aus. Das ist uns wichtig. Die Mittel kommen wiederum aus dem gemeinsamen Förderfonds des Landkreises und der Sparkassenstiftung „Zukunft Elbe-Elster-Land“.
So würdigte Landrat Christian Heinrich-Jaschinski in seiner Begründung für die Auszeichnung mit dem Kultur-Sonderpreis Victor Niklas aus Naundorf bei Schlieben. Victor Niklas, der in einem früheren Leben als Steffen Modrach durch Herzbergs Nachbarschaften streifte, ist ein Grenzgänger mit echtem Schöpfergeist. Ein Künstler, für den die passende Kategorie oder Schublade noch erfunden werden muss. Der Stoff seines Lebens setzt sich wie ein kunterbuntes Mosaik aus unzähligen Farben und Formen zusammen. Schon als Sechsjähriger muss er sein Zuhause verlassen. Zwei Fremde, seine Eltern, versuchen aus dem unbefangenen Jungen vom Land einen sozialistischen Musterknaben zu machen. Ständiges Aufbegehren gegen Familie und Staat prägen ihn. Das Schreiben wird ihm zum Verbündeten. Er schießt gegen Anpassung und kollektive Dummheit. Gewinnt bei den Poeten-Seminaren der DDR. Wird drei Mal aus politischen Gründen inhaftiert. Trotz attestierter Begabung hat er keine Aussicht auf ein Literatur-Studium. Nach 1989 veröffentlicht er viel Biografisches und naturkundliche Erzählungen. „Der Magdeburger Kopfabschneider“ wird zum Erfolg für Victor Niklas alias Steffen Modrach. Auch seine Kurzgeschichten „Buchstabensuppe“ und „Blattsalat“ schmecken der Leserschaft. Sein neuestes Buch, „Mann ohne Krawatte“ wird drei Mal in Folge vorgestellt, weil das Interesse an der Lebenserzählung über Herzbergs Bürgermeister a. D. Gerhard Pohl so groß ist. Neben dem schriftstellerischen Werk wächst ein Kunstwerk: Schloss Lilllliput in Naundorf bei Schlieben. Die Fassade und die Hofgebäude bestehen aus über zwei Millionen Einzelteilen. Glassplitter, Mosaike, Tassen, Löffel, Kannen, Teller, Figuren, Knöpfe, Nüsse. Kein Fenster, keine Tür, kein Tor, kein Turm, kein Grundriss – nichts gleicht sich. Wer Schloss Lilllliput, dessen Dach eine mächtige Krone ziert, umrundet, bezwingt drei unterschiedliche Türen, durchschreitet vier Durchgänge und benutzt einen unebenen, ständig seine Struktur wechselnden Weg. Das Haus, das Hundertwasser sehr gefallen hätte, ist bewohnt. Fledermäuse, Eulen, Wespen, Bienen, Hummeln, Halbhöhlen- und Höhlenbrüter, Waschbären, Marder, ein Schriftsteller und dessen liebe Frau residieren auf Schloss Lilllliput.
Mit dem Preis für Heimatgeschichte wurde der Herzberger Ulf Lehmann, Geburtsjahr 1973, geehrt. Ulf Lehmann brachte Leben und Schwung in die Heimatgeschichtsforschung des Elbe-Elster-Landes. Sicher nicht ohne Hilfe eines großen Freundeskreises – darunter wichtige Lehrer und Heimatforscher wie Horst Gutsche, Kurt Hartwich und Helmut Knuppe – die ihn prägten. Mittlerweile hält er fundierte Fachvorträge, die in Numismatikerkreisen geschätzt werden. Darüber hinaus begeistert er in öffentlichen Vorträgen über Münz-, Stadt- und Regionalgeschichte mit dem ihm eigenen Witz ein breites Publikum. Ulf Lehmann zeichnet besonders aus, dass er bereits Gedrucktes hinterfragt, dass er nach Quellen und Belegen sucht. Er geht in Archive und will Fragen auf den Grund gehen, Neues zur Geschichte der Stadt Herzberg beitragen. Dazu zählt die von ihm angestoßene Initiative, den regional einmaligen, frühen Urkundenbestand des Stadtarchivs Herzberg wissenschaftlich bearbeiten zu lassen. Er gehört zu den Jüngeren der hiesigen Geschichtsforscher, auch wenn man ihn, gemessen an seinen Publikationen und seinem Wissen, schon zum Urgestein zählen möchte. Da sind seine Arbeiten zum Notgeld in den Kreisen Schweinitz und Liebenwerda, deren Ergebnisse in Vorträgen und in einer großen Sonderausstellung im Museum Bad Liebenwerda präsentiert wurden. Von Bedeutung ist ebenfalls die Reprintausgabe der Pallaschronik zur Geschichte der Stadt Herzberg und weiterer wichtiger Quellenwerke für die Arbeit des Stadt- und Ortschronisten. Hervorzuheben sind seine Arbeiten zum 825jährigen Stadtjubiläum (2009), zum Herzberger Augustiner-Eremiten-Kloster (2011), seine Darstellungen zur Jessener Stadtgeschichte (2014) und sein jüngstes Werk zur Reformation in Herzberg „Mit Luther und Melanchthon unterwegs in Herzberg“. Zu Hause hat er in seiner Frau und mit ihrer BücherKammer einen wichtigen Partner in der Drucklegung seiner zahlreichen Beiträge gefunden. In seinem beruflichen Leben ist Ulf Lehmann Elektromeister. Unentwegt ist er unterwegs und zieht Kabel, bringt Strom und Licht in die Häuser. Nicht nur die Kabel, auch die Fäden haben es ihm angetan. Forschen und Publizieren ist nur die eine Seite der Medaille. Er will sein Wissen und seine Liebe zur Heimatgeschichte vermitteln, weitergeben und andere dafür begeistern.
In der Begründung für die Auszeichnung der Flugsportvereinigung „Otto Lilienthal“ e. V. mit dem „Preis für Denkmalpflege“ des Landkreises Elbe-Elster 2016 hob Laudatorin Claudia Folkerts hervor, dass die Flugsportvereinigung seit vielen Jahren dazu bei trägt, ein wichtiges technisches Denkmal, die Sammlung historischer Segelflugzeuge einschließlich der Flugzeughalle, zu erhalten. Der in den Jahren 1931/32 durch die Stadt Finsterwalde angelegte Flugplatz diente zunächst bis 1944 vorwiegend dazu, Lehrgänge im Segelflug zur Vorausbildung für die Luftwaffe durchzuführen. Nach der Bombardierung im Zweiten Weltkrieg sowie dem alliierten Flugverbot begannen einige Finsterwalder 1954 wieder mit dem Flugbetrieb und es entstand zudem die heute unter Denkmalschutz stehende Segelflugzeughalle. Nachdem nun regelmäßig Flugbetrieb stattfand, wurde 1979 der Flugplatz geschlossen. Trotz der Anweisung, dass die vorhandene Segelflugtechnik vernichtet werden sollte, wurden illegal sogar weitere Flugzeuge aus anderen betroffenen Flugplätzen beherbergt, sodass eine fast vollständige Sammlung in der DDR konstruierter Flugzeuge erhalten blieb. 1990 bot sich für den zu dieser Zeit neu gegründeten Verein die Möglichkeit, den Flugbetrieb wieder zu beginnen und gleichzeitig die inzwischen eingelagerten Hinterlassenschaften ostdeutscher Technikgeschichte weiterhin zu pflegen und als historische Zeitzeugen für die Nachwelt zu erhalten. Nachdem in den zurückliegenden Jahren bereits der Schulgleiter SG 38 flugfähig restauriert wurde, konnte kürzlich ein weiteres Projekt realisiert werden: die Restaurierung des Schulsegelflugzeuges FES 530/II „Lehrmeister“. Die Flugzeugsammlung besitzt sowohl verkehrs- und technikgeschichtliche als auch regionalgeschichtliche Bedeutung und ist ein wichtiges Zeugnis des DDR- Flugzeugsports.
Der „Preis für Denkmalpflege“ ging an Peter Kroll aus Domsdorf. Vor etwas mehr als zwei Jahren gründete sich der Kultur- und Heimatverein Domsdorf 2014 e. V., zu dessen Vorstand Peter Kroll gewählt wurde. Bereits in den 90er Jahren lag ihm das 1748 errichtete und seit langem leer stehende Fachwerkhaus in der Dorfstraße 13 sehr am Herzen. Mit bescheidenen Mitteln konnte darin eine kleine Heimatstube eingerichtet werden, sodass zumindest der Grundstein für eine Nutzung gelegt war. Leider ist die Stadt Uebigau-Wahrenbrück in ihrer finanziellen Ausstattung sehr begrenzt, sodass sie es sich weder leisten konnte das älteste Gebäude des Ortes zu erwerben, noch dieses denkmalgerecht zu sanieren. So blieb es zunächst weiter sehr schwierig, den Verfall des Hauses aufzuhalten. Nach der Gründung des Vereins war es Peter Kroll, der die Mitglieder dazu ermutigte, das Objekt mit dem Ziel einer Restaurierung und anschließenden vollständigen Nutzung zu kaufen. Der Plan war, es zum kulturellen Mittelpunkt des Ortes zu entwickeln. Es startete ein eher ernüchternder Spendenaufruf, aber dann konnten 2015 auf die Initiative von Peter Kroll Lottomittel akquiriert werden. So ausgestattet, konnte der Vorstand eine kleine Schar von Verbündeten für die Sache begeistern. Zwischenzeitlich hatte der Verein das Fachwerkhaus erworben, und ab Juli 2015 konnte in kleinen Schritten die Sanierung vorangetrieben werden. Zudem kümmerte sich Peter Kroll auch darum, dass später noch historische Malereien im Inneren restauriert werden konnten. Heute befinden sich in dem so vor dem Sterben geretteten Haus eine kleine Galerie, eine Heimatstube sowie die Ortsbibliothek. Seit 2016 werden außerdem verschiedene Veranstaltungen organisiert.
Die „Vorlesepaten-Projektes des Landkreises Elbe-Elster“ konnten den „Preis für Heimatpflege“ des Landkreises Elbe-Elster 2016 entgegen nehmen. Die Liebe zum Buch ist ein Geschenk. Aber sie fällt nicht jedem in den Schoß. Kinder brauchen dazu häufig Erwachsene, die einen Anstoß dazu geben. Das sind, neben Eltern und Großeltern, auch Lehrer und Erzieher, Bibliothekare und Buchhändler und vor allem auch solche Menschen, die unentgeltlich und in ihrer Freizeit in Kindertagesstätten, Schulen und auch bei älteren Menschen vorlesen – die ehrenamtlichen Vorlesepaten. Es ist inzwischen bereits über zehn Jahre her, als sich im Jahr 2005 das Kreismedienzentrum mit dem Aufruf „Vorlesepaten im Elbe-Elster-Kreis gesucht!“ an interessierte Bürger wandte. Diese sollten Spaß am Lesen und Vorlesen haben, gern mit Kindern zusammen sein und ihre Zeit und Begeisterung für das Vorlesen mit ihnen teilen wollen. Seit diesem Zeitpunkt sind über zwanzig Frauen und Männer mit Büchern im Gepäck ehrenamtlich in Kindertagesstätten, Schulen und inzwischen auch in Senioren- und Pflegeheimen unterwegs, um vorzulesen. Den Grundbestand an Vorlesebüchern hierzu stellte das Kreismedienzentrum des Landkreises vorwiegend aus Mitteln der Sparkassenstiftung „Zukunft Elbe-Elster-Land“ zur Verfügung. Von hier aus wurden und werden auch die Aktivitäten der Vorlesepaten koordiniert, sie werden in Seminaren fachlich angeleitet und es ist ein Erfahrungsaustausch möglich. Mit rund 3.100 Vorlese-Veranstaltungen vor über 36.000 Zuhörern haben die ehrenamtlichen Vorlesepaten allein in den vergangenen Jahren aus mehr als 5.400 Büchern vorgelesen und mit ihrer Liebe zur Literatur und zum Lesen viel Freude bereitet. Auch an diesem Tag bringen sich die Vorlesepaten aktiv mit ein. So sind u. a. Sandra Stephan aus Klingmühl, Doris Tallarek, Stephanie Neuber, Ingelore Lichan und Achim Walter aus Finsterwalde, Ramona Burkhardt aus Großthiemig, Carola Ruff aus Proßmarke, Regina Bielig aus Plessa, Korinna Tischer aus Zeischa, Eveline Nauert aus Zeckerin, Günther Paul aus Falkenberg und Jana Pflugradt aus Fichtenberg seit Jahren immer wieder mit neuen Geschichten im Gepäck unterwegs, um ihre großen und kleinen Leser zu erfreuen und leisten damit einen unschätzbaren Beitrag zur Leseförderung in unserem Landkreis. Hierfür sagt der Landkreis Dankeschön und zollt seinen Respekt für dieses außergewöhnliche ehrenamtliche Engagement.
Den Kunstpreis des Landkreises Elbe-Elster für das Jahr 2016 erhielt die bildende Künstlerin E.R.N.A., die unter ihrem bürgerlichen Namen Elke Böckelmann in Altenau lebt und arbeitet. Elke Böckelmann absolvierte nach der Schule sie eine Ausbildung als Kinderkrankenschwester. Neben ihrem Arbeitsalltag belegte sie schon in den Jahren 1973 – 75 ein Abendstudium an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden. Dem schloss sich ab 1979 das reguläre Studium der Malerei und Grafik an, das sie mit einem Diplom 1984 beendete. Fortan ist sie als freischaffende Künstlerin tätig. 1982 erwarb sie gemeinsam mit ihrem Mann, dem Künstler Paul Böckelmann, einen Dreiseithof in Altenau, den sie kontinuierlich und aus eigener Kraft zu einem Wohn-, Atelier- und Galeriehaus sanierten und entwickelten. E.R.N.A.s Arbeiten waren in den bisherigen drei Jahrzehnten ihres künstlerischen Wirkens in vielen Orten in Deutschland präsent, aber auch in Paris, Sofia oder Ljubljana konnte man sie entdecken. Werke von ihr sind u.a. im Besitz des Kupferstichkabinetts Berlin, der Brandenburgischen Kunstsammlungen Cottbus und der Deutschen Bank Frankfurt am Main. Den Status einer künstlerischen Institution erwarb sie sich aber in Sachsen und Brandenburg. Hier gehören ihre künstlerischen Produktionen zum Selbstverständnis des Kulturraumes, ist man gespannt und wartet auf ihre jeweils neuen bildkompositorischen Äußerungen. E.R.N.A. malt provokant und schrill, aber auch poetisch und verträumt. Mal mit einer Farbexplosion und manchmal verbleibt die Farbskala im Reich der Grautöne verhaftet. Bei aller Unterschiedlichkeit der einzelnen Werke – stets ist ihre zumeist filigrane Handschrift sofort erkennbar, und stets wohnt ihrem Bilduniversum eine große Sinnlichkeit inne. Nicht ausschließlich – aber die menschliche Figur mit Köpfen und Körpern steht im Mittelpunkt ihrer künstlerischen Auseinandersetzung. Ihre Arbeiten entstehen auf Papier oder Leinwand. Sie können auch in Form einer Installation aus diversen Materialien daherkommen. Aber neben der Malerei und Grafik hat sie es auch in der Keramik zu wahrer Meisterschaft gebracht. E.R.N.A.s Wirkungsstätte ist Altenau, ist der Landkreis Elbe-Elster. Hier bringt sie sich ein. Die im zweijährigen Rhythmus stattfindende Ausstellung der bildenden Künstler unserer Region wäre ohne ihre Stimme kaum vorstellbar. Seit 2004 hat sie gemeinsam mit Paul Böckelmann Teile ihres Hauses als Galerie „ALTENAU 04“ im Alten Pfarrhof für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Damit bereichert sie schon mehr als ein Jahrzehnt durch ein wechselndes künstlerisches Angebot unsere Kulturlandschaft, das eine weite Strahlkraft hat und Menschen in unsere Region zieht.
Mit dem Kulturpreis werden Leistungen einer Person oder einer Personengruppe geehrt, die über Genregrenzen hinweg auf mehreren Feldern der Kulturarbeit ihre Spuren hinterlassen haben. Dieser Preis wird nicht jährlich vergeben, sondern nur, wenn diese nebeneinander verlaufenden Spuren gewichtige Eindrücke hinterlassen. Eben diese tiefen Spuren hinterließ in seiner bisherigen 20jährigen Existenz der Förderverein Gut Saathain um seinen ebenso lang im Amt befindlichen Vorsitzender Joachim Pfützner. Gegründet, um das vorhandene Kleinod um die reizende Fachwerkkirche und den Rosengarten mit kulturellem Leben zu füllen, erweiterte man Jahr für Jahr das kulturelle Angebot. Durch den Ausbau eines Gebäudetraktes entstanden im Obergeschoss ein Festsaal und im Erdgeschoss eine Ausstellungshalle. Dadurch konnte die Sommerkonzerttätigkeit in der Fachwerkkirche auf ein Ganzjahresveranstaltungsprogramm erweitert werden. Aus diesen kleinen, aber stets charmanten Konzerten und literarischen Programmen entwickelte sich ein Veranstaltungsangebot, das durch seine Vielschichtigkeit und Qualität besticht. Stets arbeitet man im Verein daran, bei Erreichtem nicht stehen zu bleiben, sondern immer wieder neue Akzente zu setzen, um Stammgäste zu überraschen und neue Besuchergruppen zu erschließen. In der Ausstellungshalle präsentiert man kontinuierlich Werke der bildenden Kunst. Dieses künstlerische Genre erfährt in Saathain durch die Einrichtung des Ateliers des bildenden Künstlers Ararat Haydeyan ebenfalls eine Schwerpunktsetzung. Kontinuierliche Zirkelarbeit und das Wachsen eines Skulpturenparks stehen ebenso dafür, wie die wunderbare Tradition einer internationalen Jugendkunstwoche, die gemeinsam mit dem Kulturamt des Landkreises Elbe-Elster organisiert wird. Der Verein engagiert sich beispielhaft und mit einem erheblichen Anteil selbsterwirtschafteter Mittel für die Pflege des Denkmalobjektes Fachwerkkirche. Auf notwendige Sanierungsarbeiten am Kirchturm folgte die Wiedereinsetzung einer Kirchturmglocke, die mit ihrem Klang auf Traditionen verweist, aber stets auch ein neues Achtungszeichen für die Gegenwart setzt und damit auch ein Charakteristikum des Vereins wiederspiegelt.
Die Jubiläumsschau ,,20 Jahre Atelierhof Werenzhain“ im August vorigen Jahres belegte, dass der Atelierhof die Auszeichnung mit dem Kulturpreis des Landkreises Elbe-Elster verdient hat. Gezeigt wurden in den über Jahre mit großem Aufwand und viel Liebe sanierten Räumlichkeiten des Vierseitenhofes nicht einfach nur einhundert Kunstwerke von sechzig Künstlern. Alle diese Künstler aus Deutschland und verschiedenen Erdteilen haben ihre künstlerische Visitenkarte im Atelierhof abgegeben: mit Ausstellungen und Workshops. Viel Mut und Elan hatten Künstlerinnen aus Berlin um Ursula Bierther seit Mitte der 90er Jahre nach Werenzhain mitgebracht, um aus einem brach liegenden Landwirtschafts- und Gasthof einen kreativen Kunsthof zu entwickeln und ihn für ,,installative Kunstformen“ nutzbar zu machen. ,,Blue Room“ und ,,Indianische Küche“ laden heute noch zum Verweilen und Meditieren ein. Es folgte der Aufbau der Galerie mit zuerst vorrangig experimenteller Malerei. Besonderen Anteil daran haben Ursula Bierther, die dem Atelierhof bis 2010 vorstand, Iris Stöber und Maysun Kellow, die jetzt an der Spitze des Atelierhofvereins stehen und zahlreiche dem Kunsthof langjährig verbundene Künstlerinnen. Auch mit ihren eigenen künstlerisch-kreativen Arbeiten haben sie die Entwicklung des Werenzhainer Kunstprojektes vorangetrieben. Die Kunstwelt des Atelierhofes hat sich in 20 Jahren vom Elbe-Elster-Kreis aus über die Lausitz, Berlin und Deutschland bis nach Ost- und Nordeuropa und sogar bis Asien und Nordamerika erstreckt. Kunstwissenschaftlerin Dr. Karla Bilang aus Berlin, die von Beginn an eng unterstützend mit dem Atelierhof verbunden ist, hat Ende der 90er Jahre Verbindungen zur osteuropäischen Avantgarde hergestellt. Es folgte ab 2000 die Annäherung des Atelierhofes an Künstler des Elbe-Elster-Kreises mit Arbeiten von Eckhard Böttger, Paul Böckelmann und E.R.N.A., der Glaskünstlerin Angela Willeke und Textilkünstlerin Rosemarie Böhmchen. Skulpturale Arbeiten prägen das Bild des Hofes. Animationskunst, Malerei verschiedenster Stile und das Aufgreifen künstlerischer Keramikkunsttraditionen aus Elsterwerda, Crinitz und Sallgast haben dort ihren Platz gefunden. Iris Stöber und Maysun Kellow haben mit den Mitgliedern des Vereins dafür gesorgt, dass der Atelierhof mit Ausstellungen, Workshops, Basaren, Theater-, Film- und Leseveranstaltungen und mit touristischen Angeboten und dem Atelierhof-Cafe fest in der Region verankert ist.