Geschichte hören. Liebenwerdaer Vorträge
Historischer Abend im Kreismuseum Bad Liebenwerda anlässlich des 200. Jahrestages des Wiener Kongresses
Am 21. Mai 1815 ratifizierte der sächsische König die Festlegungen des Wiener Kongresses und entließ seine Untertanen in den an Preußen abgetretenen Gebieten aus ihrem Treueeid. Anlässlich des 200. Jahrestages beleuchtete ein historischer Abend im Kreismuseum Bad Liebenwerda dieses Ereignis unter der Überschrift „Das Elbe-Elster-Land – fernab und mittendrin, geografisch, administrativ und weltpolitisch“. Die Veranstaltung der Arbeitsgemeinschaft für Heimatkunde e.V. ordnet sich ein in die Reihe „Liebenwerdaer Vorträge“. Letztere bieten heimatkundlich interessierten Bürgern des Elbe-Elster-Landes seit mehreren Jahren ein Podium, um Neues aus der regionalen Heimatgeschichtsschreibung und -forschung zu erfahren. Themen am 21. Mai waren u.a. „Terra incognita – das Elbe-Elster-Land, eine tausendjährige Kulturlandschaft“ (Vortrag von Ralf Uschner, Kreismuseum Bad Liebenwerda), „24 Landräte in 200 Jahren und deren Biografien im Vergleich“ (Ulf Lehmann aus Herzberg), „Ortrands Weg nach Brandenburg (1815-1990)“ (Reinhard Kißro aus Ortrand).
Vereinsvorsitzender Guntram Götzelt eröffnete die Veranstaltung. Er erinnerte an 1815, als das Land zwischen Elbe und Elster neupreußisch wurde. Durch Zusammenlegung einst sächsischer Ämter wurden die preußischen Landkreise Torgau, Schweinitz und Liebenwerda gegründet. Für die Bewohner der Region prägte sich fortan der Begriff des Musspreußen. Einst sächsisch, dann preußisch und heute brandenburgisch, besitzt das Elbe-Elster-Land dennoch eine eigene und vielfältige Geschichte, die eine bislang kaum erschlossene Kulturlandschaft entstehen ließ. Eine regionale Besonderheit ist das Wandermarionettentheater. Noch in sächsischer Zeit bildete sich in Saathain bei Elsterwerda ein regelrechtes Komödiantennest. Über ein sich hier bündelndes Verkehrswegenetz zogen die Puppenspieler über Land bis weit nach Schlesien, Böhmen, Sachsen, Thüringen, Anhalt und in Teile Brandenburgs, um mit ihrem Schatten- bzw. Marionettentheater für Unterhaltung in Dörfern und Kleinstädten zu sorgen. Die Grenzziehung von 1815 lässt die Ursprünge des Wandermarionettentheaters des 19. Jahrhunderts im Elbe-Elster-Land in Vergessenheit geraten. Erst nach 1990 erfährt es die gebührende Wahrnehmung. Mit zahlreichen meist aus dem Nachlass renommierter Puppenspielerdynastien stammenden attraktiven und authentischen Ausstellungsobjekten dokumentiert und bewahrt das Kreismuseum in Bad Liebenwerda die Geschichte und Tradition dieses Genres.
Landrat Christian Heinrich-Jaschinski betonte in seinem Grußwort, dass viele Menschen bereit seien, zuzuhören, was die Geschichte uns zu sagen habe. Das zeige das wachsende Interesse der Menschen an historischen Ausstellungen und an Büchern und Filmen zu historischen Themen. „Wir konnten das im vergangenen Jahr bei der erfolgreichen Landesausstellung sehen. Über 100.000 Menschen interessierten sich für den Landstrich, wo Preußen Sachsen küsst. Und in diesem Jahr haben wir einen ähnlichen Effekt bei der Eröffnung des neuen Museums ‚Mühlberg 1547‘ Ende April erlebt. Innerhalb weniger Tage waren fast 3.000 Besucher in die Neue Propstei gekommen, um etwas über die authentische Geschichte an diesem Ort zu erfahren“, sagte der Landrat in seinem Grußwort.
Bei dem historischen Abend im Kreismuseum ging es nicht nur um die fernere Geschichte. Auch jüngere Geschehnisse wie die Wendetage um 1990 vor 25 Jahren spielten eine Rolle. Anhand von Bild- und Tondokumenten erlebten die Gäste im Museum, wie turbulent es damals rund um die Ereignisse mit der sogenannten „Allianz für Sachsen“ und dem Wiederfinden im neugegründeten Land Brandenburg zuging.