Kreisheimatkundetag am 19. November diesmal in Schlieben zu Gast
Zum 22. Mal gab es spannende Regionalgeschichten im Drandorfhof zu erleben
Mit der längsten Tradition greifen seit 22 Jahren die Kreisheimatkundetage Elbe-Elster regionalhistorische Themen auf und regen Heimathistoriker und Fachwissenschaftler zum intensiven Diskurs an. Das Kulturamt des Landkreises Elbe-Elster als Veranstalter freute sich über den vollbesetzten Rittersaal, in dem es um sieben verschiedene heimatkundliche Geschichten aus dem Elbe-Elster-Gebiet ging. In ihrer Begrüßung gingen sowohl Landrat Christian Heinrich-Jaschinski wie auch Amtsdirektor Andreas Polz auf die Geschichtsträchtigkeit der Region und die überregionale Bedeutung des begonnenen Reformationsjubiläums ein. Landrat Christian Heinrich-Jaschinski bedankte sich bei allen Heimatforschern für ihre teils jahrzehntelange Arbeit. Stolz war er, dass das Konzept des Museumsverbundes Elbe-Elster aufgegangen ist und z. B. das Museum Mühlberg zu einem Besuchermagnet wurde. Werbung machte er indes für das Reformationsjubiläum 2017. Nicht nur der in Elbe-Elster entwickelte Lutherpass wird gut angenommen und vereint die acht Partnerstädte, viele Veranstaltungen werden sich anschließen. So u.a. das Orchesterprojekt mit dem Märkischen Jugendsinfonieorchester, das an fünf Stationen gastieren wird.
Für den Herzberger Heimatforscher Ulf Lehmann ist Elbe-Elster im Lutherjahr 2017 ein Leuchtturm, von dem richtungsweisende Signale ausgehen. Mit Verweis auf Schlieben, Sonnewalde oder anderen Kommunen als Orte der Reformation dürfe man gespammt sein, was den Besucher noch erwartet. Sein neues Buch „Mit Luther und Melanchthon unterwegs in „Herzberg“, für den Kreisheimatkundetag umgewandelt in „Elbe-Elster“, habe man 70 Geschichten von 34 Autoren aufgearbeitet, um die geschichtlichen Ereignisse von vor 500 Jahren darzustellen. „Luther und Melanchthon finde man überall im Kreis“ sagte Ulf Lehmann. Er erinnerte an die Bleifenster am heutigen OSZ Finsterwalde, an Bildnisse in der Kirche Uebigau, in der Frauenkirche Mühlberg, der Kirche Doberlug oder dem Lutherbild am Aufgang des Kanzelaltars in Frauenhorst als Zeichen für den Pfarrer, wenn du hier predigst - dann lutherisch. Er erinnerte aber auch an Luthereichen, z. B. in Züllsdorf, den Lutherweg über Herzberg nach Wittenberg.
Kulturhistorische Entwicklungsperspektiven zeigte Markus Hennen vom Förderverein Hofgestüt Bleesern e. V. auf. Bleesern war vor 500 Jahren der wohl bedeutendste Ort der Pferdezucht und stellt eines der ältesten fürstlichen Gestüte in Deutschland dar. Der Ritt Karls V. nach der Schlacht bei Mühlberg über Falkenberg nach Bleesern bei Wittenberg soll nun so originalgetreu wie möglich an sechs Stationen nachgestellt werden. „Was ist passiert, nach Übergabe der Kapitulationsformalien? Wer versorgte die Verwunderten?“ fragte Markus Hennen und hofft ab 2018 auf Unterstützung und Kooperation der betroffenen Kommunen aus Elbe-Elster, um die Ereignisse nach Mühlberg widerzuspiegeln. Tausende Tote und Verwundete blieben auf der Flucht zwischen Mühlberg bis Blessern auf der Strecke, hier, wo Kaiser Karl V sein Lager aufschlug. Geschichte pur, die den Ritt Karls V als touristisches Projekt aufbauen könnte und damit dem Gestüt zu neuem Glanz verhelfen soll.
Erfahrungen aus einem Vierteljahrhundert Denkmalpflege im Elbe-Elster-Kreis gab Dietmar Kraußer vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum preis. Er verzichtete auf die Darstellung von Gartendenkmalen oder archäologische Befunde, denn allein die Denkmalliste im Landkreis umfasst 750 Objekte, dazu die historischen Stadtkerne. Bereits mit dem ersten Denkmalschutzgesetz der DDR 1978 begann die Erfassung von historischen Gebäuden, die mit der Wende 1990 einen neuen Beginn erfuhr. „Verluste an historischer Bausubstanz gab es reichlich, doch die Gewinne überwiegen.“ sagte Dietmar Kraußer und nannte einige gelungene Bespiele, die in Bezug auf Bauphysik und Bauchemie mit den neuen Baumaterialien in der Innen- und Außenausstattung erhalten und teilweise komplett restauriert werden konnten. Das Schloss Doberlug, 1990 als NVA-Kaserne übernommen, erstrahlt heute wieder im neuen Glanz. Auch das Schloss Finsterwalde, heute als Stadtverwaltung genutzt, ist restauriert. Ganz anders dagegen Industriedenkmäler. Die „Louise“ in Domsdorf war bereits für den Abriss vorgesehen, konnte aber unter Schutz gestellt werden ist heute Tourismusstandort. Dazu kommen viele Kirchen. Offen ist z. B. noch, wie es mit dem Kulturhaus Plessa weiter gehen wird. Weitere Vorträge befassten sich mit Beispielen der Heimatforschung im Schliebener Land, hier referierte Dr. Gert Wille vom Freundeskreises Zliuuini. Aktuelle Informationen gab es auch zur KZ-Gedenkstätte Schlieben-Berga. Aufarbeitung, Gedenken, Mahnung. Dr. Jürgen Wolf gab hier Einblicke in die Arbeit des Vereins Gedenkstätte KZ-Außenlager Schlieben-Berga e. V.