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07.11.2017

„Cannabis - Fluch oder Segen?“

Eine der ältesten Nutz- und Heilpflanzen stand im Mittelpunkt des Psychiatrietages des Landkreises im Refektorium Doberlug-Kirchhain

V.l.n.r.: Landrat Heinrich-Jaschinski, Diplompsychologe Andreas Gantner, Psychiatriekoordinator Reiko Mahler, Gesundheitsamtsleiterin Dr. Anne-Katrin Voigt, Sozialpädagogin Margit Rosar sowie Chefarzt Dipl. Med. Karsten Wolff.

V.l.n.r.: Landrat Heinrich-Jaschinski, Diplompsychologe Andreas Gantner, Psychiatriekoordinator Reiko Mahler, Gesundheitsamtsleiterin Dr. Anne-Katrin Voigt, Sozialpädagogin Margit Rosar sowie Chefarzt Dipl. Med. Karsten Wolff.

Der Psychiatrietag im November ist eine feste Größe im Veranstaltungskalender des Landkreises. Er ist eine Einladung an Betroffene, Angehörige, Professionelle und Interessierte, sich ausführlicher mit den Arbeitsfeldern des Sozialpsychiatrischen Dienstes des Kreis-Gesundheitsamtes auseinanderzusetzen. Das Aufgabenspektrum ist groß. Die Fachleute im Gesundheitsamt kümmern sich zum Beispiel um Menschen mit schweren und/oder langdauernden psychischen, auch gerontopsychiatrischen Erkrankungen, um Abhängigkeitskranke sowie behinderte und chronisch kranke Menschen im Rahmen des gesundheitlichen Sozialdienstes.

In diesem Jahr stand eine der ältesten Nutz- und Heilpflanzen, Cannabis, im Mittelpunkt der Veranstaltungsreihe. Der Sozialpsychiatrische Dienst des Gesundheitsamtes ging am 3. November der Frage nach, ob die Hanfpflanze Fluch oder Segen für Konsumenten bedeutet. Landrat Christian Heinrich-Jaschinski und die Leiterin des kreislichen Gesundheitsamtes, Dr. Anne-Katrin Voigt, begrüßten dazu 112 Teilnehmer im Refektorium Doberlug-Kirchhain.

Durch das am 10. März dieses Jahres in Kraft getretene Gesetz „Cannabis als Medizin“ zur Änderung betäubungsmittelrechtlicher und anderer Vorschriften haben sich die Möglichkeiten zur Verschreibung von Cannabisarzneimitteln für Ärzte erweitert. Schwerkranke Patientinnen und Patienten können nach ärztlicher Verordnung Cannabis in Arzneimittelqualität durch die Gesetzliche Krankenversicherung erstattet bekommen. Neben den bisherigen Therapie- und Verschreibungsmöglichkeiten für Fertig- und Rezepturarzneimittel können Ärzte auch Medizinal-Cannabisblüten oder Cannabisextrakt in pharmazeutischer Qualität auf einem Betäubungsmittelrezept verschreiben.

Auf das breite Spektrum von Cannabis sollen hinsichtlich positiv erlebter Wirkungen hier nur die physische und psychische Entspannung in Form intensiverer Sinneswahrnehmungen bei gleichzeitiger Gelassenheit bzw. Heiterkeit bis Euphorie erwähnt werden. Dabei ist aber unvorhersehbar, in welchem Ausmaß negative Wirkungen auftreten können. Es entstehen Angst, Panik, Verwirrtheit und Verfolgungsideen, Halluzinationen und Gedächtnisstörungen, aber auch unangenehme körperliche Erscheinungen bis zum Kreislaufkollaps. Langfristige gesundheitliche Folgen können Abhängigkeit und Psychosen sowie Störungen der geistigen Leistungsfähigkeit sein. Im sozialen Bereich werden Rückzug, geringere Lebenszufriedenheit, eine geringere Quote an Ausbildungsabschlüssen, geringeres Einkommen und höhere Arbeitslosigkeit beobachtet.

Eingesetzt werden kann Cannabis heute zum Beispiel gegen Übelkeit bei Krebs- und AIDS-Patienten, als Schmerzmittel bei chronischen Beschwerden oder zur Muskelentspannung bei Multipler Sklerose. Sicher sind noch Studien erforderlich, die nachweisen, ob Cannabis herkömmlichen Präparaten wirklich überlegen ist. Zu schnell wird aus einzelnen „Heilungserfolgen“ das Bild einer allmächtigen Wunderdroge abgeleitet. Letztlich steht doch die Frage, ob man eine Substanz sinnvoll gebraucht, missbräuchlich verwendet oder in abhängiger Weise konsumiert.

Der Sozialpsychiatrische Dienst des kreislichen Gesundheitsamtes hat das Thema „Cannabis – Fluch oder Segen?“ beim Psychiatrietag von mehreren Seiten beleuchtet. Die Referenten sprachen nicht nur darüber, wo Cannabis im Feld der Drogen angesiedelt ist (Chefarzt Dipl. med. Karsten Wolff, Zentrum für Psychosoziale Gesundheit (ZfPG) in Senftenberg), welche Risiken und Nebenwirkungen die Pflanze in sich birgt, aber auch welchen Nutzen Patienten haben können.

Es wurde dargestellt, wie es zum Sinneswandel kam auf dem Weg zur kontrollierten Abgabe von Cannabis (Dipl. Psychologe Andreas Gantner, vom Therapieladen e.V. in Berlin). Nicht zuletzt ging es beim Psychiatrietag auch um das Gewaltrisiko unter Drogen (Facharzt für Psychiatrie Thomas Winkler, Finsterwalde), und wenn der Konsum zur Sucht führt, welche Wege dann wieder aus der Abhängigkeit führen (Sozialpädagogin Margit Rosar vom Sozialpsychiatrischen Dienst des Landkreises).

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Herr Torsten Hoffgaard

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