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28.05.2019

Ausstellung in Falkenberg erinnert an Flucht und Vertreibung

Schautafeln informieren zu den Hintergründen der „Völkerbewegung in den Jahren 1938 und 1945“ und schildern das Leid der Betroffenen
Ausstellungstafel zur Schau "'Völkerbewegung in den Jahren 1938 und 1945'"

Ausstellungstafel zur Schau "'Völkerbewegung in den Jahren 1938 und 1945'"
© Pressestelle LKEE Torsten Hoffgaard
Mehr als sieben Jahrzehnte ist es her, dass 14 Millionen Deutsche aus ihrer Heimat vertrieben wurden oder flohen. Schon sieben Jahrzehnte ist es her, dass sie neu anfangen mussten: in Gegenden, die sie nicht kannten, unter Menschen, die eine andere Mundart sprachen, in einem Land, das nach einem verlorenen Krieg völlig zerstört war. Doch selbst nach sieben Jahrzehnten ist die Vergangenheit nicht gänzlich vergangen. Noch immer sind nicht alle Wunden geheilt. Noch immer ist nicht alles Unrecht eingestanden. Die aktuelle Sonderausstellung „Völkerbewegung in den Jahren 1938 und 1945“ am Sitz der Stadtverwaltung Falkenberg in der Heinrich-Zille-Straße 9a nimmt sich dieses Themas an und möchte die Ereignisse sowie das Leid und Unrecht, das den Menschen damals wiederfuhr, ins Bewusstsein der Gegenwart rücken.
Landrat Christian Heinrich-Jaschinski (M.) besuchte zusammen mit Stadtarchivarin Ramona Heide (l.) und Falkenbergs Bürgermeister Herold Quick (r.) die Ausstellung »Völkerbewegung in den Jahren 1938 und 1945«.

Landrat Christian Heinrich-Jaschinski (M.) besuchte zusammen mit Stadtarchivarin Ramona Heide (l.) und Falkenbergs Bürgermeister Herold Quick (r.) die Ausstellung »Völkerbewegung in den Jahren 1938 und 1945«.
© Pressestelle LKEE Torsten Hoffgaard
Landrat Christian Heinrich-Jaschinski hat die Schau dieser Tage im Beisein von Bürgermeister Herold Quick besucht und war tief beeindruckt: „Das Leid der Vertriebenen ist zuallererst persönliches Leid. Auch wenn Millionen gleichzeitig vertrieben werden - die Furcht und den Schmerz, die Trauer, das Heimweh leidet immer der einzelne Mensch, und er muss in seinem Leben mit den Verletzungen und Erinnerungen zurechtkommen. Das Leid jeder und jedes Einzelnen steht vor allen Bewertungen, vor allen Betrachtungen über Recht und Unrecht und Ursache und Folge. Sich diesem Leid zuzuwenden, mit denen zu fühlen, die es ertragen müssen, das ist ein Gebot der Menschlichkeit.“

Bürgermeister Herold Quick berichtete, dass die Ausstellung seit der Eröffnung am 2. April dieses Jahres auf großes Interesse bei den Besuchern gestoßen ist. Bei Gesprächen mit älteren Falkenbergern sei das Thema Vertreibung regelmäßig Thema. Da habe er gemerkt, wie sehr das Erlebte bis heute nachwirke.

2015 hatte der Deutsche Bundestag eine Entschädigung für deutsche Zivilisten beschlossen, die während des Zweiten Weltkrieges und danach von fremden Staaten zur Zwangsarbeit herangezogen wurden: Deutsche aus Ostpreußen, aus Pommern und Schlesien, Rumänien und Jugoslawien, aus Ungarn, die in die Sowjetunion deportiert wurden oder auch in Polen und der Tschechoslowakei interniert und zur Zwangsarbeit verpflichtet worden sind. Weit wichtiger als die finanzielle Entschädigung ist für die Betroffenen vor allem die Geste – die Tatsache, dass sie wahrgenommen werden. „Wichtig ist, dass unsere Gesellschaft diesen Menschen, die monate- und manchmal jahrelang als menschliche Reparationen missbraucht wurden, ein deutliches Signal gibt: Wir interessieren uns für Euer Schicksal! Wir wollen das Wissen über Eure Erlebnisse auch nachfolgenden Generationen vermitteln. Ich begrüße es daher außerordentlich, dass diese aktuelle Sonderausstellung hier in Falkenberg mithilft, das Schicksal dieser Menschen aus dem Erinnerungsschatten zu holen. Und ich danke allen, die sich dafür eingesetzt haben“, sagte der Landrat.

Flucht und Vertreibung haben im 20. Jahrhundert massenhaft Bevölkerungsverschiebungen verursacht. Allein in Europa wurden im Zuge des Zweiten Weltkrieges 60 Millionen Menschen vertrieben, über zehn Prozent der Einwohner des Kontinents. Die Deutschen waren die größte Gruppe unter ihnen.

In den vergangenen über sieben Jahrzehnten haben diese deutschen Flüchtlinge und Vertriebenen einen langen Weg zurückgelegt. Mit der Sonderausstellung in Falkenberg können Besucher diesen Weg noch einmal in Gedanken nachvollziehen: Er begann mit Verzweiflung, mit Trauer, oft auch mit Groll, führte später zur Öffnung gegenüber der neuen Heimat und schließlich – wohl auch unter dem Druck politischer Ereignisse – zur Aussöhnung mit dem Verlust der alten Heimat.

Die Sonderausstellung „Völkerbewegung in den Jahren 1938 und 1945“ kann montags bis freitags zu den Öffnungszeiten der Stadtverwaltung Falkenberg in der Heinrich-Zille-Straße 9a noch bis August besucht werden. Für weitere Informationen und auch Anmeldungen für Gruppen können sich Interessierte an das Stadtarchiv unter Telefon 035365 41170 wenden.

Kontakt


Herr Torsten Hoffgaard

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