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11.11.2019

Psychiatrietag 2019 beleuchtete in Doberlug-Kirchhain Alltagsängste

Nachdenken und gegenseitiger Austausch über Hilfen bei Angsterkrankungen

Der Psychiatrietag bietet seit mehr als zehn Jahren eine Plattform zur Diskussion und zum Erfahrungsaustausch.

Der Psychiatrietag bietet seit mehr als zehn Jahren eine Plattform zur Diskussion und zum Erfahrungsaustausch.

Der diesjährige Psychiatrietag des Sozialpsychiatrischen Dienstes des kreislichen Gesundheitsamtes behandelte am 8. November Alltagsängste. „Ein Thema mit vielen Facetten, so wie sie auch täglich unseren Mitarbeitern im Alltag begegnen“, formulierte Reiko Mahler den Beginn der Vortragsreihe, die Probleme analysierte und Lösungen dieses Phänomens der Psyche für das Fachpublikum anbot. Dabei drehte sich alles um die Fragen: Wie entsteht Angst? Wann ist Angst krankhaft? Wie kann man mit Angst umgehen? Der Psychiatrietag im November gehört inzwischen zu den zahlreichen Angeboten im Veranstaltungskalender des Landkreises. Seit mehr als zehn Jahren bietet er eine Plattform zur Diskussion und zum Erfahrungsaustausch. Das Team um Amtsärztin Dr. Anne-Katrin Voigt, Reiko Mahler und Antje Winkler hat mit seinen interessanten und vielschichtigen Themen auch diesmal den Nerv des Publikums getroffen.

Landrat Christian Heinrich-Jaschinski: »Angst an sich hat immer persönliche Prägung durch unser Temperament, unsere individuellen Lebensbedingungen und -erfahrungen. Einerseits kann sie uns aktiv machen, andererseits kann sie uns lähmen.

Landrat Christian Heinrich-Jaschinski: »Angst an sich hat immer persönliche Prägung durch unser Temperament, unsere individuellen Lebensbedingungen und -erfahrungen. Einerseits kann sie uns aktiv machen, andererseits kann sie uns lähmen.

Landrat Christian Heinrich-Jaschinski sagte: „Angst beginnt im Kopf, Mut auch, so ist der diesjährige Psychiatrietag überschrieben. Dabei zu helfen, diese Ängste zu verstehen und zu überwinden, darum soll es bei dieser Veranstaltung gehen. Angst begleitet uns in immer neuen Abwandlungen von der Geburt bis zum Tod. Der Mensch versucht sie zu bewältigen, zu vermindern oder zu überwinden: mit Magie, Religion, Wissenschaft.“ Als Beispiel nannte er frühere Angstobjekte. „Für uns sind Mond- oder Sonnenfinsternis ein interessantes Naturschauspiel und wir wissen heute, dass sie nicht den endgültigen Untergang der Welt bedeuten.“ Dafür kennt man heute Ängste, die es früher nicht gab: Furcht vor Bakterien, Viren, neuen Krankheiten, Arbeitslosigkeit, Einsamkeit im Alter. Die Erforschung von Naturgesetzen, der Glaube an Gott oder philosophische Erkenntnisse heben zwar die Angst nicht auf, können aber helfen, sie zu ertragen oder sogar für den Menschen nutzbar zu machen. Fachleute vermitteln Gegenkräfte wie Mut, Vertrauen, Erkenntnis, Hoffnung, Glaube, Demut oder Liebe, um Ängste anzunehmen, sich mit ihnen auseinander zu setzen.

Psychotherapeutin Kristin Anacker: »Angst schützte schon unsere Urahnen als Alarmsignal an den Körper. Er mobilisiert noch immer alle Kräfte die es aber auch möglich machen, z. B. Prüfungen abzulegen.«

Psychotherapeutin Kristin Anacker: »Angst schützte schon unsere Urahnen als Alarmsignal an den Körper. Er mobilisiert noch immer alle Kräfte die es aber auch möglich machen, z. B. Prüfungen abzulegen.«

Die Psych. Psychotherapeutin Kristin Anacker von der Universität Dresden beleuchtete den Sinn und Zweck von Angst, da sie zunächst nützliche Aspekte für das menschliche Überleben bietet. „Für Ängste bis hin zu einer Angststörung gibt es verschiedene Anlässe, deren Auslöser bereits in Kindheit und Jugend gelegt worden sein können.“ Sie gab einige Beispiele unter dem Stichpunkt - wir sind was wie denken - denn Angst kann man nicht wegtherapieren, sondern durch geschultes Fachpersonal tragbar machen. Wer allein im Wald ist und hört es rascheln, bekommt vielleicht Angst bis hin zu einer Panikattacke, weil es ein Wolf verursachen könnte. Ein anderer reagiert gelassen. Vielleicht ist es sein Pilzfreund oder nur ein Reh. Kristin Anacker „Angst ist ein schützendes Gefühl. Dieser Impuls hat sich bis heute erhalten und jeder Körper reagiert für sich. Früher sicherte sie dem Urmensch als Alarmsignal das Überleben. Doch der Impuls ist noch da und der Körper reagiert darauf immer noch sehr heftig, er wird extrem hochgefahren. Er mobilisiert alle Energiereserven, fährt dafür alle anderen Körperreaktionen runter, weil die Angst den Körper auf z.B. ein fluchtartiges Verlassen eines Ortes vorbereitet. Herzrasen, erhöhter Puls, kalter Schweiß, Anspannung, Zittern und Schwindel sind die Folge. „Damals war das gut so“, erläuterte Kristin Anacker „denn man kann nicht mit halber Kraft langsam vor einem Tiger weglaufen.“ Das Leben änderte sich, doch Ängste stecken immer noch in den Menschen, mache bekommen Angsterkrankungen, sogenannte Phobien.“ Unbegründet starke Ängste vor Menschen, Kaufhallen, öffentlichen Plätzen bis hin zu Angst vor Spinnen, Höhenangst, Trennungs– oder gar Todesangst bei simplen Erwartungen sind nur Beispiele. Doch Ängste, also Schutzreaktionen, sind nicht gefährlich und wer daran erkrankt, kann Hilfe suchen und sich therapeutisch behandeln lassen.

Entspannungstraining am Psychiatrietag 2019 mit Ivonne Kommolk. Entspannen bedeutet auch Angstattacken vorzubeugen und den Körper nicht auf Hochtouren laufen zu lassen.

Entspannungstraining am Psychiatrietag 2019 mit Ivonne Kommolk. Entspannen bedeutet auch Angstattacken vorzubeugen und den Körper nicht auf Hochtouren laufen zu lassen.

„Das geht auch ohne Medikamente“ ist sich Kristin Anacker sicher. Es gibt viele Techniken, Angst zu verdrängen, zu betäuben oder zu überspielen. Und man findet Rat und Hilfe, bspw. auch bei Selbsthilfegruppen. Eine davon ist die „Lichtblick“ Bad Liebenwerda, die sich an diesem Tag vorstellte und über die Menschen sprach, die mit Depressionen und Angst in die Gesprächsrunden kommen. Angst ist auch Stress und wichtig dabei ist, den angespannten, auf Hochtouren laufenden Körper wieder runter zu fahren. Ivonne Kommolk, Heilpraktikerin für Psychotherapie aus Lugau erläutere hierzu einige alltagstaugliche Entspannungsübungen.

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Herr Torsten Hoffgaard

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